Wenn es um Urzeittiere geht denkt ihr mit Sicherheit zuerst an die Dinosaurier. Natürlich, sie waren imposante Gestalten auf der Erde, aber auch die Tiere, die vor oder nach den Dinosauriern gelebt haben, können einigen Dinosauriern in Sachsen Größe das Wasser reichen. Manche wirken aus heutiger Sicht fremdartig oder bizarr. Andere erinnern schon an ihre modernen Erben im Tierreich. Die allerersten Tiere könnten bereits vor einer Milliarde Jahren entstanden sein, in einer Epoche der Erdgeschichte, die Neoproterozoikum genannt wird.
Neoproterozoikum: Mikroskopische Urzeittiere
Das Neoproterozoikum ist eine Ära innerhalb des erdgeschichtlichen Äons, das als Proterozoikum bezeichnet wird. Diese Ära begann vor etwa 1 Milliarde Jahren mit der Periode des Tonikums und endete vor 540 Millionen Jahren am Ende des Ediacariums. Während des Neoproterozoikums entstanden die ersten Tiere und Pflanzen im engeren Sinne, nämlich vielzellige Organismen. Bereits zuvor entwickelten sich Mikroorganismen und Einzeller mit Zellkern, die Eukaryoten genannt werden.
Tonium: Die ältesten bekannten Fossilien
Um Urzeittiere oder -pflanzen nachweisen zu können, benötigen Forscher*innen Fossilien. Die ältesten bekannten Versteinerungen dieser Art stammen aus der Periode des Toniums (1000 – 720 Millionen Jahre BP). Sie stammen von Stromatolithen, also Sedimentgesteinen, die durch den Stoffwechsel von Mikroorganismen entstanden. Diese fingen umherschwimmende Partikel ein, die in der Folge eine Schicht nach der anderen anhäuften. Die entstehenden Kalksteingebilde sind noch weit weg davon, von uns als Tiere erkannt zu werden. Dennoch sind diese „lebenden Steine“ der erste Nachweis tierischen Lebens auf dem Planeten Erde.
Cryogenium: Viel Eis und ein zweifelhafter Schwamm
An das Tonium anschließend begann ein Erdzeitalter, das seinen Namen einer Ableitung aus den altgriechischen Worten kryos (kalt) und genesis (Entstehung) verdankt. Die wörtliche Ableitung des Cryogeniums verweist so auf zweierlei Dinge, die für diesen Abschnitt der Erdgeschichte angenommen werden. Erstens weist der Name auf die umfassende, globale Vereisung der Erde zu diesem Zeitpunkt hin. Einige Forscher*innen leiten daraus die Theorie der „Schneeball-Erde“ ab, der zufolge der gesamte Planet von den Polen bis zum Äquator von einer durchgehenden Eisschicht bedeckt war. Andere Wissenschaftler*innen kritisieren diese Hypothese, die auf der Grundlage einer nicht ausreichenden Datenlage entworfen worden sei, und gehen davon aus, dass zumindest ein äquatornaher Streifen der Erde auch im Cryogenium eisfrei war.
Die zweite Implikation des erdgeschichtlichen Begriffs betrifft die weitere Entwicklung mehrzelligen Lebens. Wie im Tonium stützt sich die Untersuchung der urzeitlichen Organismen aus dieser Periode auf den Fund von Mikrofossilien, wie etwa vasenförmige, gehäusetragende Amöben, die der Gruppe der Arcellinida zugerechnet werden. Das Auftreten vielzelliger Algen wird bereits vor mehr als 700 Millionen Jahren angenommen, auch wenn eindeutige Belege dafür bis heute fehlen.