Triceratops und Torosaurus – ein und derselbe Dinosaurier?
Im 19. Jahrhundert fand der Paläontologe Othniel Marsh im Zuge der sogenannten „Knochenkriege“ zwei Ceratopsier. Einen dieser Dinosaurier kennt jedes Kind beim Namen – den Triceratops. Neben dem „Dreihorngesicht“ entdeckte Marsh zudem Überreste eines Tieres, das er Torosaurus nannte. Beide Arten wurden innerhalb derselben Formationen der Kreidezeit in Nordamerika gefunden. Sie unterscheiden sich im Grunde nur anhand einiger Details der Schädelstruktur. Die Halskrause des Triceratops war eher gebogen und stabil, die des Torosaurus war dagegen flach, erhöht und wies große Öffnungen auf. Jenseits dieser Eigenschaften und einiger anderer, kleinerer Merkmale im Inneren des Schädels ist es fast nicht möglich, die beiden Arten zu unterscheiden.
Triceratops = Torosaurus?
John Scanella und Jack Horner brachte dieser Umstand ins Grübeln. In einer Studie überprüften Scanella und Co-Autor Horner über 50 Triceratops-Exemplare, die innerhalb Nordamerikas gefunden worden waren. Als beide Paläontologen die Knochenform der Triceratops-Stirnhörner untersuchten, stellten sie fest, dass das, was früher als vollständig ausgereifte Individuen angesehen wurde, noch mitten in der Entwicklung stecken könnte. Diesen Triceratops-Exemplaren fehlte die Menge an dichtem, reifem Knochen, die man für ein vollständig ausgewachsenes Tier hätte erwarten können. Stattdessen wurde diese Form von reifem Knochen im Inneren der Hörner von Torosaurus festgestellt. Da alle Exemplare, die bisher als Torosaurus erkannt wurden, erwachsene Tiere darstellen, und das, was als vollständig erwachsener Triceratops angesehen wurde, höchstwahrscheinlich jüngere Erwachsene sind, kamen beide Autoren zum Schluss, dass es sich bei beiden um Wachstumsstufen von Triceratops handelt.
Ausgewachsene Torosaurus-Schädel wurden allerdings bisher deutlich seltener entdeckt, als solche, die nun jungen Triceratops-Exemplaren zugerechnet würden. Scanella und Horners These erklärt jedoch den Umstand, dass keine juvenilen Torosaurier gefunden wurde. Beziehungsweise erklärt sie, warum sie eben doch gefunden, aber fälschlicherweise ausgewachsenen Triceratops zugeordnet wurden.
Die Forscher spekulierten außerdem, dass auch Nedoceratops mit Triceratops identisch sein könnte. In diesem Fall würde er ein Tier repräsentieren, das sich zwischen juvenilem Triceratops und vermeintlichem Torosaurier befände.

Zwei eigenständige Arten
Sind Torosaurus und Triceratops also identisch? Der Glaube, dass es sich bei dem Torosaurus um einen alten Triceratops handelt, ist angesichts des Mangels an einer Übergangsform und den konsistenten Schädelmerkmalen beider Tiere mittlerweile fraglich. Nicholas Longrich und Daniel Field von der Yale University untersuchten 35 Exemplare, die den beiden Arten zugeschrieben wurden. Sie kamen zu dem Schluss, dass es sich um unterschiedliche Spezies handelt.
Die Yale-Forscher überprüften eine Reihe von Schädelmerkmalen und nutzen ein Computerprogramm, um die Schädel vom jüngsten zum ältesten zu klassifizieren. Dabei stellten sie fest, dass es sowohl junge Torosaurus- als auch alte Triceratops-Schädel gebe. Mit der These der Einheit beider Arten ist dieser Fakt nicht zu vereinbaren. Andrew Farke sieht zusätzlich zahlreiche Schwächen der Spekulation um die Identität von Triceratops und Torosaurus, zu denen die Ausdünnung der Knochen innerhalb der Halskrause gehört. Die dünnen Knochen im Triceratops würden im späteren Leben nicht zu Löchern führen, sondern Muskelansätze darstellen. Die morphologischen Anpassungen, die ein Triceratops durchlaufen müsste, um zu einem Torosaurus zu werden, müssten zusätzliche Knochen innerhalb der Halskrause umfassen, die bis dahin nicht da waren.
Ein Beweis für alte Triceratops
Schließlich führte Farke an, dass es Triceratops-Schädel mit tief geäderten Rüschen gibt, die ein höheres Alter nahelegen. Zugleich deute die saubere Knochenform eines Torosaurus-Exemplars darauf hin, dass es sich dabei um ein Jungtier handele. Longrich argumentiert zudem, dass, wenn es sich um das identische Tier handeln würde, man zusätzlich damit rechnen könnte, Übergangsexemplare zu entdecken, bei denen der Schädel zwischen den beiden Schädelformen übergeht.
Eine Neubeschreibung des Nedoceratops-Schädels durch Andrew Farke schließt aus, dass es sich ebenfalls um einen Triceratops handelt. Die Löcher im Schädelknochen dieses Tieres sind demnach kein Zeichen eines Übergangs ins Erwachsenenalter, sondern die Folge einer Verletzung oder Krankheit.
Fans des Torosaurus können also aufatmen. Er wird nicht in den Untiefen der Wissenschaftsgeschichte verschwinden. Der Triceratops hatte als erstbeschriebenes Exemplar ohnehin nichts zu befürchten, da sein Name auch im Falle einer Gleichsetzung mit Torosaurus Bestand hätte.
Quellen und weiterführende Links
CBS News
Discover Hubpages
Smithsonian Magazine
Yale University
BBC
Eine Antwort
[…] Fluss der Hölle“ wohl leer aus. Jack Horner (mit dessen Theorien ich mich schon bezüglich Triceratops und Tyrannosaurus auseinandergesetzt habe) untersuchte Dracorex. Er kam zu dem Schluss, dass es […]